Bismarcks Außenpolitik - aus heutiger Sicht

Bismarcks Außenpolitik - aus heutiger Sicht

di JENS MICHAEL KOLATA -
Numero di risposte: 4

Wie könnten wir Bismarcks Außenpolitik aus heutiger Sicht beurteilen? Ein Modell moderner Realpolitik? Ein Modell eines autoritären Staatsmodells? Bitte formulieren Sie eine Meinung (anche in italiano!)

In riposta a JENS MICHAEL KOLATA

Ri: Bismarcks Außenpolitik - aus heutiger Sicht

di FRANCESCO GABRIELLI -


Um eine deutliche Analyse über Bismarcks durchgeführte Aktionen auf internationaler Ebene, muss man zuerst Innenpolitik und Außenpolitik trennen. 

Es ist verständlich zu denken, dass es während Bismarcks Kanzleramtes keine echte interne Bedrohung gab, die die staatliche Unversehrtheit untergraben konnte. Trotz des Auftretens des Bürgertums, blieb das starre hierarchische System Preußens intakt. Selbstredend handelte es sich um einen Staat, in dem autoritäre Zustände herrschten, aber so waren damals die Regeln des Spiels auf Kontinentaleuropa.

Obwohl Preußen den Krieg gegen die Franzosen gewonnen hatte, war Bismarck besessen davon, einen Zweifrontenkrieg (gegen Frankreich und Russland) zu verhindern. Die Isolationspolitik gegenüber Frankreich zielte darauf ab, die neue geopolitische Lage stabil zu halten. Ein weiteres Ziel des Reichskanzlers war die Vermeidung einer kriegerischen Konfrontation zwischen Österreich und Russland auf dem Balkan. Bismarck war bewusst, dass der Balkan eine Schlüsselregion für die Stabilität ganz Europas war. Der Zweibund wurde zusammen mit dem Drei-Kaiser-Bündnis, dem Dreibund und dem Rückversicherungsvertrag sowohl ein Abschreckungsmittel gegenüber Russland als auch ein weiteres Hindernis für die Revanche Frankreichs. 

Meiner Meinung nach, spiegelt der pragmatische Ansatz von Bismarck eine echte Realpolitik wider, die auch aktuelle berühmte Politiker, wie Henry Kissinger, eingeführt haben. Nur durch eine realistische Strategie kann man die Aufrechterhaltung der politischen Macht anstreben. 




Francesco Gabrielli

In riposta a FRANCESCO GABRIELLI

Ri: Bismarcks Außenpolitik - aus heutiger Sicht

di ALICE DE ROSSI -

Meine Meinung dazu ist, dass beide Interpretationen richtig sind. Bismarck war einen Stratege aber auch ein Hauptteil eines autoritären Kaiserreich. Er ist eine kontrovers Figur: unternehmungslustig und pragmatisch in der Außenpolitik; zynisch und fast paranoisch in der Innenpolitik. 

Seiner Außenpolitik ist ein perfektes Beispiel der Realpolitik typisch am Ende des 19. Jahrhundert. Bismarcks Realpolitik ist von viele Traktate und eng Beziehung mit der Österreich-Ungarn Monarchie, Italien und dem Russischen Reich charakterisiert. Alle seine Traktate und seine Aktionen spiegelte sein Sehen der Welt und sein Projekt für Europa wieder: Isolation Frankreichs, Stabilität des Balkans und das Erkennen des deutschen Kaiserreichs.  



Alice De Rossi 


In riposta a ALICE DE ROSSI

Ri: Bismarcks Außenpolitik - aus heutiger Sicht

di JENS MICHAEL KOLATA -

Ich bin Ihrer Meinung: Bismarck bleibt eine kontroverse Figur mit Licht und Schatten. Aus heutiger Sicht ist eine Figur wie Bismarck eher negativ einzuordnen, wenn man die zahlreichen autoritären und aggressiven ASpekte seiner Politik berücksichtigt, für die damalige Phase war seine Außenpolitik ein riskantes Spiel mit am Ende einer positiven Konsequenz: relative Stabilität für eine lange Phase in Europa.

Ein "Projekt für Europa", das heutzutage ein großes Land wie Frankreich komplett isoliert könnte heute allerdings nur scheitern.

In riposta a FRANCESCO GABRIELLI

Ri: Bismarcks Außenpolitik - aus heutiger Sicht

di JENS MICHAEL KOLATA -

Eine sehr präzise Darstellung der Politik Bismarcks, die Trennung von Innen- und Außenpolitik ist legitim. Bismarck als Verfechter einer letztlich positiv zu bewertenden "Realpolitik" im Stile von Henry Kissinger? Darüber könnte man lange kontrovers diskutieren (zumal Kissingers "realpolitische" Außenpolitik zahlreiche Opfer des machtpolitischen Zynismus in Kauf genommen hat, Realpolitik als Abwesenheit jeglicher moralischer Standards???). Bismarcks außenpolitische Geometrie hat eine relativ lange Phase der Stabilität für ein letztlich innenpolitisch zerrissenes Deutschland - vielleicht ein zu großes Deutschland in Zentaleuropa, damals wie heute??? - garantiert. Bismarck bleibt letztlich, innenpolitisch noch mehr als außenpolitisch, aber ein purer Machtpolitiker, der z.B. Sozialversicherungen nur eingeführt hat um die Arbeiterbewegung klein zu halten, der dem Staat und der Staatsräson alles untergeordnet hat, womöglich ist das aber genau was einen modernen Nationalstaat ausmacht...

Aber: Im Vergleich zu dem, was in der deutschen Geschichte nach ihm kommen wird, ist er geradezu ein Lichtifigur!